Dieses Wochenende war es an mir, einen Spot zu "bestimmen". Die Abende vorher Wind und Wetter und sogar die Strömungskarten mehrfach gecheckt. Ich schlug zwei Spots vor, die mir geeignet erschienen. Treffen gegen sechs Uhr in der Frühe am ersten Strand. Pünktlich zum Sonnenaufgang am Wasser. Aufgeriggt und dann runter. Die ersten Meter waren relativ trübe und wir hatten schon Befürchtungen, dass es vielleicht auch weiter draussen so sein könnte.
Die Befürchtungen erwiesen sich innerhalb kürzester Zeit als unbegründet. Mein fünfter Wurf brachte einen ersten Kontakt und ein schickes Fischchen um die fünfundvierzig durfte kurz frische Luft schnappen. Wieso die Forelle sich aber während des Drills mehr ausserhalb des Wassers befunden hatte, wurde mir erst klar, als Jens mich darauf aufmerksam machte. Ein Seehund hatte die gehakte Forelle verfolgt, zumindest aber heftiges Interesse gezeigt.
Der Kollege begleitete uns nun eine ganze Weile. Mal ganz dicht an uns dran, mal ein paar Meter weiter draussen. Wir verliessen das Wasser um an Land ein paar Meter weiter zu wandern. Kollege Seehund machte es sich auf einem Stein bequem, gab aber so richtig Gas wieder zu uns zu kommen, als wir etwas entfernt erneut einwateten. Leider habe ich davon weder Bild, noch Video. Wir haben das Verhalten mit einem freudig erregten Delfin verglichen. Der Kollege kam wahnsinnig schnell auf uns zu....und das wirklich wie ein Delfin..... immer wieder aus dem Wasser gesprungen.
Wir versuchten es trotzdem weiter. Irgendwann zeigte der Seehund Interesse an meiner Jiggy. Im Nachhinein sagte Jens, dass der panische Unterton in meiner Stimme schon fast lustig war......"Jens... der kommt.... der verfolgt die Jiggy... Jens"..... und dann war es passiert. Irgendwie hing da was an meiner Jiggy..... Und das war keine Forelle. Was dann kam, war wie Kino. Ein Schwall, ein "Winken" mit der Flosse, ein paar Meter Schnur von der Rolle gezogen..... Bremse zu, Rute runter und festgehalten. Und dann ging es ganz fix...... Jiggy kam mir entgegen, Seehund war verschwunden und Regen wurde ziemlich heftig. Ob meine Jiggy nun als kleiner Fisch erkannt wurde, oder es einfach Neugier war, das werde ich nie erfahren. Der Widerstand und das Gewicht am Ende der Schnur werde ich aber so schnell nicht vergessen....und der Regen liess nach einer Stunde auch wieder nach.
Wir machten noch so einiges an Metern im Regen. Es gab einen weiteren Kontakt bei mir - es war mehr als nur ein Zupfer - und wir wateten zwischen Blasentang überwucherten Steinen und Sandflächen immer weiter. Als weitere Mitstreiter auftauchten, uns überholten und dann vor uns die Steilküste hinunter kletterten, um ein paar Meter weiter die "fischträchtigen" Blasentangfelder zu durchwaten, um mit den Ködern den breiten Sandbereich davor zu beackern, da wurde es Zeit für uns, einfach nochmal zurück zu gehen und die Rinne direkt unterhalb des Parkplatzes zu befischen.
Also machten wir uns auf den Weg. Jens meinte, dass ich seine neue Rute nochmal werfen sollte. Zusammen mit der neuen Schnur - die es bisher nur als Prototyp gibt - ein echter Hammer. Ich hatte bisher nur so nebenbei von NAM gehört... geiler Stock und in Verbindung mit der neuen Schnur von arcticsilver... leider geil.... allerdings gab es da heute die ersten "bösen" Worte von Jens. "Fängst Du mit meiner neuen Rute den ersten Fisch, dann rede ich kein Wort mehr mit Dir....." Tja...... und was kam dann? Während ich noch von der performance und dem Zusammenspiel von Rute und Schnur schwärmte, kam von rechts der Ruf..... Fisch....
57 Zentimeter mit Erfolgsfliege Jiggy an meiner Rute. Nach kurzer telefonischer Rücksprache mit Timo kann ich diesen Fisch zu 70% meiner Fangstatistik hinzu fügen. Somit war der heutige Stand Meerforelle nicht ausgeglichen, sondern zu meinen Gunsten. Und weil auch Jens Eltern gerne mal Fisch essen, durfte die Gräte mit nach Hause.
"the difference between fly fishing and spin fishing....." mehr Worte sind eigentlich überflüssig .... oder doch nicht? Ein paar ganz einfache Sätze vielleicht dazu. Die Fliegenfischer erreichten mit durchschnittlicher Wurfweite einen sehr interessanten Untergrund. Die Kollegen im Hintergrund haben diesen Untergrund auf "Zehenspitzen" überwatet, um dann einen relativ breiten Sandstreifen zu befischen....... Fisch gab es bei uns in einer Entfernung vom Spülsaum von etwa 25 Metern.... weitere Kommentare dazu spare ich mir und Euch....
Am Schluss musste ich dann feststellen, dass Jens tatsächlich auf Details achtet. Kugelkettenaugen und Fliegenschnur so richtig schön "Ton in Ton". Wie immer am Ende der Session, zwischen umziehen und Abfahrt, noch etwas gesabbelt, festgestellt dass es mal wieder Spass gemacht hat und heute sogar mal nicht mit "Frost" an den Fingern.... wir hatten das Glück, dass wir rechtzeitig gestartet waren. Gegen Mittag konnten wir von links nach rechts - die Strecke, die einsehbar war - so zwischen 13 und 16 andere Angler beobachten. Da fiel es nicht wirklich schwer, den Heimweg anzutreten, zumal wir beide ja unseren Fisch gefangen hatten. Nächster Küstenstopp dann eventuell am Osterwochenende .....obwohl.....