Bornholmtour |
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Mitte April war es wieder soweit, ein Jahr warten war vorbei und seit einigen Wochen stieg die Vorfreude ins Unermessliche. Der Winter war nur kurz, nicht so heftig wie in den letzten beiden Jahren, die Wassertemperaturen stiegen auch - also was sollte noch schief laufen. Die Fliegenmuster waren fertig gebunden, Sachen gepackt und so fuhr ich zu meinem Freund Claus nach Hamburg. Dort angekommen, konnten wir beide es kaum noch abwarten ins Auto zu steigen. Nachdem wir Claus` Klamotten verstaut hatten, machten wir uns gemütlich auf den Weg Richtung Sassnitz und feilten schon an Strategien, was wir diese Jahr alles vorhatten. Auf der Fähre angekommen, gab es noch einen letzten Blick Richtung Kreidefelsen und nun stand dem lang ersehnten Urlaub nichts mehr im Weg.Wir waren zwar erst Nachmittags im Haus, hatten quasi die Nacht zuvor durchgemacht, doch uns hielt nichts davon ab es doch noch für 2 Stunden am Hausstrand zu versuchen. |
Bei leichtem Nieselregen waren wir zwar ohne Erfolg, aber die Müdigkeit machte sich langsam breit und am nächsten Morgen sollte es schließlich um 3.30 Uhr wieder aus den Federn gehen. Im Haus packten wir erst einmal die restlichen Klamotten aus, richteten das Internet ein und guckten noch schnell aus welcher Richtung der Wind kommt, um eine Entscheidung darüber zu treffen, wo es am nächsten Tag hingehen sollte.
Am ersten Morgen fuhren wir voller Motivation einige Kilometer die Ostküste in Richtung Norden entlang. Die Bedingungen sahen schon vom Auto aus perfekt aus. Am Strand waren wir bis zur Vormittagszeit, einen guten Fisch hatte ich leider verloren und sonst tat sich weiter nichts. Nach einer Mittagspause im Haus wechselten wir auf die andere Seite der Insel und hatten in den Abendstunden zwar einige gute Fische sehen können, doch leider außerhalb jeglicher Wurfweite. Claus hatte wieder einmal vorgekocht und entschädigte mit einem super Essen. |
Am zweiten Morgen fuhren wir wieder an die Ostküste. Der Tag begann mit Sonne und leichtem Wind aus Nordwest. |
Am Strand war leichte Bewegung im Wasser, die Strömung kam auch von links und Claus fing nach nur kurzer Zeit eine Meerforelle, dann die zweite und dritte. Ich stand einige Meter weiter auf einem Riff und nichts tat sich auf die Fliege. Ich wechselte mein Muster auf Garnele, nach ein oder zwei Würfen bemerkte ich ein ganz leichtes Zupfen, das musste ein Anfasser gewesen sein, doch der Fisch biss nicht richtig zu. Kurz darauf sah ich Meerforellen an der Oberfläche, wie sie Tangläufer einsammelten und sofort wechselte ich die Fliege auf eine Tangläufer-Imitation. Der Wind kam auf dem Riff von hinten rechts und ich konnte daher die Fische direkt anwerfen und strippte anschließend die Fliege extrem langsam ein. Die Strömung in der Bucht brachte den Tangläufer zum Fisch und nach ein bis drei Strips gab es einen heftigen Ruck an der Schnur. Die erste Meerforelle, ca. 45 cm, wurde gleich wieder releast. Der nächste Wurf, wieder auf die Ecke, die Schnur sauber abgelegt, wieder ganz langsam eingestrippt und - fest. Die Meerforelle sprang sofort aus dem Wasser und lieferte einen wirklich spannenden Drill. Im Kescher sicher gelandet, war es eine blanke Meerforelle von 57 cm. |
Ich war überglücklich, probierte es gleich erneut an der Stelle. Kaum landete die Schnur auf dem Wasser, schon hatte ich den nächsten Grönlander, aber auch der wurde gleich wieder releast. So schnell wie sie da waren, so schnell verschwanden sie auch wieder. Ich bekam nur noch einen Biss und hatte ganz kurzen Kontakt, auch dies musste ein guter Fisch gewesen sein, doch der Haken blieb leider nicht hängen. Nach dieser Phase war alles vorbei, was nicht ungewöhnlich ist. Die Stelle schien wie tot, ich fischte noch eine ganz Weile dort weiter und fächerte die Riffkanten ab, aber die Meerforellen waren wohl weiter gezogen. Wir machten erst einmal eine Mittagspause und versuchten am späten Nachmittag ebenfalls wieder unser Glück in der Bucht, aber leider für uns ohne Erfolg. |
Am dritten Tag waren wir an der Ostküste unterwegs. Laut DMI sollte der Wind morgens um 9.00 Uhr aus Ost auffrischen. Nichts tat sich, kein Wind und den ganzen Tag herrschte mal wieder herrlichster Sonnenschein. Wir fuhren die Ostküste entlang und probierten mehrere Plätze aus, doch war der Erfolg eher dürftig. Das gute Wetter aber entschädigte einen Tag ohne Fisch. |
Für den vierten Tag war Wind aus nördlichen Richtung angesagt und da fiel die Entscheidung recht schnell, an der Ostküste zu fischen. Kaum watete ich ins Wasser, da drillte Claus auch schon die erste Meerforelle auf eine Garnelenimitation.. Kurz darauf drillte er die zweite, doch bei mir tat sich nichts. Ich wechselte ebenfalls auf Garnele und nur ein paar Würfe später fing ich eine kleine Meerforelle. Die Wellen wurden immer größer und es kam immer mehr Bewegung ins Wasser. Die Bedingungen zum Fischen wurden immer besser. Es dauerte nicht lange da gab es einen heftigen Ruck. Die Meerforelle schoss in kompletter Länge aus dem Wasser und schnell war mir klar, das ist ein guter blanker Fisch. Es dauerte eine Weile bis ich die Meerforelle vor mir hatte, jetzt ruhig bleiben dachte ich. Da die Wellen auch nicht ohne waren, musste man wirklich aufpassen um nicht vom Riff gespült zu werden. Es war eine wunderschöne 64 cm Meerforelle, die sicher im Kescher landete. |
Der Fisch war in bester Kondition. Kurz darauf, als ich wieder auf dem Riff stand, fing ich noch eine kleinere Meerforelle und dann war es erst einmal vorbei. Kein Fisch war vorne mit der Fliegenrute mehr zu fangen. Irgendwann entschloss ich mich die Spirolinorute zu nehmen und mit einer Jiggy ein paar Würfe zu machen. Schon der erste Wurf brachte mir ganz weit draußen einen Absteiger von ca. 65cm. |
Und dann passierte etwas, was ich auf Bornholm zwar schon gesehen habe, aber mir gelang es bisher selber noch nicht. Ich fischte weiter mit der Jiggy und bekam weit draussen erneut einen Anfasser. Während ich weiter einholte, schnappte sich der Fisch den Jiggy und der Drill war mir kurzen aber heftigen Schlägen, ungewöhnlich für einen Meerforellendrill. Einige Meter vor mir sah ich, dass ich einen Hecht gefangen hatte. Der hatte die Jiggy zum Glück nur ganz vorne im Maul und ich konnte auch ihn sicher im Kescher landen. Er hatte ca. 70 cm und war wirklich dick für seine Länge. Unglaublich, dachte ich, da an diesem Strand auch schon Meter-Hechte gefangen wurden, man stelle sich nur mal vor, dass plötzlich ganz unerwartet ein Meter-Hecht an der Rute ist, obwohl man eigentlich auf Meerforelle fischt. |
Ich hatte bis dahin vier Meerforellen und diesen Hecht. Ich fischte also auf dem Riff weiter und es dauerte gar nicht lange bis ich die nächste Meerforelle überlistete. Auch sie sprang mit voller Wucht aus dem Wasser und schnell war mir klar, dass es wieder ein blanker Fisch war. Sie hatte genau 60 cm, ich war völlig aus dem Häuschen. Aber auch das war es noch nicht. Wir fischten weiter und die Bedingungen waren einfach nur perfekt. Ich fing noch zwei weitere Meerforellen, die ca. 60-70 cm waren, aber ganz klar als Absteiger einzuordnen waren und ich sie deshalb wieder zurücksetzte. Dieser Tag war einfach nur perfekt: ich hatte sieben Meerforellen und einen Hecht. Was will man mehr, ein super Tag am Wasser. |
Am fünften Tag sollte der Wind aus westlichen Richtungen mit einer 4-5 Bft. kommen. Wir standen also wieder um 3.30 Uhr auf und fuhren diesmal auf die Westseite um in der Welle zu fischen. Am Parkplatz angekommen, merkten wir doch recht schnell, das der Wind nicht nur mit einer 4-5 kam, sondern sehr viel heftiger und die Wellen hatten sich über Nacht auf eine fast nicht fischbare Höhe aufgebaut. Trotz alledem versuchten wir ein paar Würfe, doch die Wellen waren schon so hoch, dass wir absolut keine Chance hatten. Also wieder ins Auto und doch Ostküste fischen. Wir fuhren an den Strand, an dem wir den Tag zuvor gut gefangen hatten und obwohl wir spät dran waren, war der Strand von keinem anderen Angler besucht. Ich versuchte gleich wieder mein Glück auf dem Riff und fing prompt zwei Meerforellen, die ich auf 60-70 cm schätzte, aber da sie noch recht schlank waren und es sich eindeutig um Absteiger handelte, setzte ich die Fische wieder zurück. Dabei blieb es, wir versuchten zwar noch ein paar weitere Plätze, doch ohne Erfolg. |
Am sechsten Tag drehte der Wind in der Nacht von westlicher auf südliche Richtung. Wir waren bereits um 5.00 Uhr morgens auf der Westseite und wollten nach dem Westwind im angetrübten Wasser fischen. Claus war wieder einmal kaum im Wasser und hatte auch schon beim ersten Wurf eine Meerforelle. Super, dachte ich, das geht ja schon gut los hier. Ich fischte wieder mit einer Jiggy und bekam nur kurze Zeit später auch einen guten Fisch. Es war zwar ein Absteiger, den ich zurücksetzte, aber immerhin. Wir fischten noch keine Stunde, da sah ich Meerforellen an der Oberfläche steigen, aber außer einem Anfasser war leider erst einmal nichts mehr zu holen. Der Strand füllte sich mit Anglern, da dieser Küstenabschnitt ein sehr bekannter Platz für gute Überspringer ist. Ich machte eine kurze Pause, als ich dann wieder ins Wasser ging und meinen ersten Wurf machte, gab es einen so heftigen Schlag in der Rute, dass es mir fast die Rute aus der Hand zog. Das war es dann aber leider auch, der Fisch hakte nicht richtig und schnappte auch nicht mehr nach. Vom Gefühl her war dies ein richtig großer Fisch. Etwa zwei Stunden später erwischte ich noch einen Absteiger, wieder 65-70 cm, und sonst passierte leider nichts mehr an diesem Tag. |
Tag sieben, der Wind kam aus Ost. Wir fischten schon sehr früh an der Ostküste. Claus konnte zwei Meerforellen aus der harten Welle überlisten, bei mir war nichts. Die Bedingungen sahen sehr gut aus, doch die Meerforellen waren entweder woanders oder hatten keine Lust zu beißen. Nach einiger Zeit wechselten wir auf die Südseite der Insel. Der Wind kam von links und ich hatte mittlerweile an manchen Stellen eine deutliche Trübenkante entdeckt. Dort war es dann auch nicht wirklich besser, obwohl es perfekt aussah, erwischte ich nur zwei kleinere Meerforellen, sonst wollte nichts mehr beißen. |
Der achte und schönste Tag am Wasser. Über Nacht drehte der Wind wieder aus nördlichen Richtungen. Wir waren wieder an der Ostküste und trauten unseren Augen kaum als wir am Wasser ankamen. Die hohen alten Wellen waren extrem heftig und das Fischen war fast unmöglich. Doch das Wasser sah extrem fischig aus. An diesem Morgen war der Himmel bedeckt und ich entschied mich eine Pattegriesen an der Fliegenrute zu fischen. Ich ging bzw. tastete mich langsam bis zum Riff. Ich fischte über ein großes Blasentangfeld, dort hatten die Fische, die wir mitnahmen Garnelen, Tangläufer, Stichlinge, Sandaale und Seenadeln im Magen. Die Wellen waren schon heftig, doch dauerte es nicht lange, da hatte ich den ersten Grönländer des Tages aus den Wellen gefangen. Teilweise war das Auswerfen kaum möglich oder die Wellen wirbelten die Fliegenschnur komplett durcheinander. Aber Fische waren da und da vergisst man schnell, dass es viel Kraft kostet in der Welle zu stehen. Ich wusste der Tag wird noch mal richtig gut. Ich fischte also weiter und plötzlich blieb die Schnur ca. 10m vor mir in den Wellen stehen. Die Meerforelle hatte in kürzester Zeit meine restliche Schnur aus dem Stripbasket gezogen und holte sich noch mindestens 15m Backing von der Rolle bis sie das erste Mal stoppte. Ein wahnsinniger Drill folgte und die Meerforelle war in den hohen Wellen kaum zu bändigen. Als ich sie dann endlich im Kescher hatte und mich langsam aus dem Wasser bewegte, sah ich diesen wunderschönen blanken Fisch aufleuchten. Sie hatte genau 67cm, war in bester Kondition und hatte zwei Sandaale im Magen. |
Damit aber noch nicht genug, als ich ins Wasser zurückkehrte, folgte prompt ein Absteiger-Fisch mit ca. 70cm. Auch mit dieser Meerforelle hatte ich in der hohen Welle so meine Probleme, doch als sie dann endlich im Kescher war, bewegte ich mich wieder Richtung Ufer und ließ die Meerforelle, ohne sie aus dem Wasser zu heben, wieder schwimmen. Was für ein Einstieg in den Tag! Ich tastete mich also wieder zum Riff, fischte eine Weile und die Schnur war wieder fest. Das kann doch nicht war sein, dachte ich, wieder sprang ein blanke Meerforelle aus dem Wasser und zog wie wild durch die Wellen. Eine blanke 60cm Meerforelle - ich stand quasi im Fisch. Ich hatte an diesem Tag sieben Meerforellen. Es gab Jahre, in denen hatte ich im ganzen Urlaub gerade mal neun Meerforellen. Was für ein Tag! Als wir abends im Haus waren, stand uns die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben, aber wir waren überglücklich. |
Den neunten und somit letzten Tag gingen wir ganz entspannt an. Wir fuhren wieder an die Ostküste. Der Wind war quasi nicht mehr vorhanden und außer ein paar Restwellen war keine Bewegung auf dem Wasser. Claus erwischte mit der Fliegenrute vier Grönländer gleich zu Anfang und ich fing einen Absteiger, den ich wieder zurücksetzte. Als die Sonne dann immer höher kam, waren auch die Meerforellen nicht mehr in Beißlaune. Wir beendeten den Tag und haben eine super Zeit auf Bornholm zum Meerforellenfischen gehabt. Gerade in den letzten zwei Jahren, nach den langen Winterperioden, war die Fischerei auf Bornholm doch eher dürftig. Doch in diesem Jahr war alles anders, wir hatten jede Menge Fische auf Jiggy, Garnelenmuster, aber auch Tangläuferimitation und verschiedene Magnusvarianten kamen nicht zu kurz. Bornholm 2012 werde ich so schnell nicht vergessen. Mit freundlichen Grüßen, |
erstklassiger Bericht und tolle Bilder. Vielen Dank Aik und auf bald am Wasser |